Sprache als Kleinkind spielerisch erlernen
"Good Morning!" begrüßt die dunkelhäutige Frau im Jogginganzug 18 Kinder zwischen drei und fünf Jahren, die im Kreis auf einem Teppich sitzen. Die aus Malaysia stammende Diana Lawrence Anthonysamy ist Erzieherin und arbeitet im bilingualen Zoo-Kindergarten in Magdeburg. Dort lernen schon die ganz Kleinen, in zwei Sprachen zu kommunizieren.
"Ich kann das alles verstehen", sagt Rebecca stolz. "Ich auch, ich auch", rufen zwei ihrer Freundinnen. "Did you wash your hands?" fragt Lawrence Anthonysamy. Ob die Kinder die Hände gewaschen haben, will sie vor dem Essen wissen. Die Kinder nicken. "Sure?" - "Ja", antworten die Kinder. In der Gruppe der überwiegend Drei- bis Vierjährigen sind deutsche Antworten auf englische Fragen ganz normal.
In der Gruppe der älteren Kinder sind die 13 Fünf- bis Sechsjährigen schon mutiger und helfen auch den Jüngeren über sprachliche Hürden. "Aber wir sollen doch aufräumen", fordert ein Kind ein anderes auf, das die Anweisung auf Englisch einfach nicht verstanden hat.
Seit August 2008 steht der bilinguale Kindergarten mit seinen zwei Häusern im Vogelsangpark direkt neben dem Eingang zum Zoo. Die Kinder sollen spielerisch "mit der Sprache in die Umwelt eintauchen", umschreibt es die Leiterin des Erzieherteams, Kathleen Schladitz. Das ganze Jahr über besuchen die Jungen und Mädchen einmal in der Woche den Zoo.
Die Kindergärtnerin Lawrence Anthonysamy arbeitet seit fast dreieinhalb Jahren im Zoo-Kindergarten. Die Lehrerin bewarb sich auf eine Stellenanzeige im Internet und kam auf diesem Wege nach Deutschland. Während Malaysia die Heimat verschiedener Volksgruppen und somit sehr multikulturell ist, sei Magdeburg hingegen Fremde noch nicht so gewohnt, reflektiert die Ausländerin ihre Erfahrungen in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts.
Auch die Früherziehung der verschiedenen Kulturen unterscheide sich sehr. Die Bildung in Asien sei meist theoretischer, in Europa hingegen werde spielerisches Lernen bevorzugt. Lawrence Anthonysamy ist bemüht, die Balance dazwischen zu finden. Sie ist sicher, dass die Kinder davon profitieren, mit verschiedenen Sprachen und Kulturen in Berührung zu kommen. In dieser sich globalisierenden Welt würden sie als Erwachsene sicher nicht nur in Magdeburg bleiben, sagt sie.
"Wir haben gar nicht den Anspruch, dass die Kinder perfekt Englisch sprechen", erklärt Schladitz. Eine Grundhaltung gegenüber fremden Kulturen solle entwickelt werden. Die meisten Eltern seien in der Wirtschaft tätig hätten den Kindergarten bewusst ausgewählt. Ihre Motivation sei, dass es heute gar nicht mehr ohne Sprachkenntnisse gehe, um erfolgreich zu sein. 510 Euro lassen sich die Eltern den privaten Kindergarten im Monat kosten, plus 66 Euro für die Bio-Verpflegung.
Die meisten- der Kinder sind deutscher Herkunft, nur drei von ihnen sind mit zwei Sprachen aufgewachsen. Man erwarte nicht, dass die Kinder jetzt zuhause Englisch sprechen, sagt Schladitz. Aber wenn sie mit ihren Eltern im Ausland Urlaub machten, dann würden sie wie selbstverständlich auf englische Fragen reagieren und antworten.
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